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(Inter)acting

Institut für Örtliche Angelegenheiten.

Exhibiting
Konsumverein, Waisenhausdamm 8-11, Braunschweig
26.–29. März ’21

Das Aus für Karstadt Galeria Kaufhof im Oktober 2020 war weder die erste Ladenschließung in der Braunschweiger Innenstadt noch wird sie die letzte sein. Für viele Braunschweiger/innen ist das Haus fest mit ihrer Vorstellung der City verknüpft. War nicht nur der Ort, wo man alle möglichen Waren fand, sondern auch der Ort eines ganz spezifischen Zeitvertreibs, des Bummelns und Begegnens. Und nicht zuletzt auch war es Arbeitsplatz.

Als Lehrende und Studierende der Architektur fragen wir uns, was dieses entleerte Füllhorn der Konsumgesellschaft uns – einer Gesellschaft-im-Wandel – eigentlich hinterlässt: architektonisch, sozial, ökonomisch, politisch, kulturell. Probleme, Opfer, Sehnsüchte. Aber auch Chancen, Ressourcen, Hoffnungen.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von Arbeiten, die in drei Seminaren und einem Entwurf entstanden sind. Sie erkunden die Hintergründe, die zur Schließung geführt haben, und welche Betroffenheiten diese Schließung hinterlässt. Sie loten die vielfältigen Werte aus, die neben und jenseits der ökonomischen Wertschöpfung hier im Zentrum der Stadt entstanden sind. Sie imaginieren zukünftige Welten, in denen das Haus sehr verschiedene Rollen spielen könnte. Und sie stellen konkrete Umbauten des Hauses vor, mit ganz anderen Nutzungen, neuen Betriebsformen und Materialkreisläufen.

Zudem haben wir in den “Futurologies” Interviews geführt mit Expertinnen und Experten, die sich aus ihren unterschiedlichen Disziplinen heraus mit dem Phänomen und der Herausforderung ’Kaufhaus’ befassen.

Spekulatives Fabulieren

Die Arbeiten sind Botschaften aus Braunschweig im Jahre 2050: sie erzählen von Menschen, die in einem mehr oder weniger stark veränderten sozialen, politischen und klimatischen Klima leben. Alle Szenarien kreisen um das ehemalige Galeria-Kaufhof-Gebäude, finden in ihm, an ihm, über es statt. Die Autorinnen und Autoren fabulieren spekulierend über die Wechselwirkungen von gebrauchtem, gelebtem und gebauten Raum. Um die Einbildungskraft auch für das, was jetzt schon möglich werden könnte zu trainieren.

Warenhaus Andershaus

Ein leeres Warenhaus gibt Raum zum Umdenken. Warenhäuser spiegeln die Idee unendlichen Wachstums und beständigen Konsums wieder. Unser Planet ist aber endlich, die Ressourcen sind knapp, die Klimakatastrophe ist real. Wir müssen radikal umdenken. Und dennoch waren Warenhäuser auch zentrale Orte der Versorgung, an denen alles unter einem Dach zu finden war. Anders als im Online-Handel ist der Raum begrenzt und die Waren daher präzise ausgewählt und sortiert. Das sind Qualitäten, die auch heute erhaltenswert sind. Was passiert, wenn wir bei der Idee der Warenhäuser bleiben, sie aber anders denken? Was, wenn wir über Andershäuser nachdenken? In einer Studie wurden alternative Wirtschaftsformen für den Betrieb eines Andershauses untersucht und die Lücke des Warenhauses spekulativ mit Ideen des Postwachstums gefüllt.

Reframe Galeria

Anstelle eines Ressource-intensiven Abrisses und dem anschließenden Neubau entsprechend gewohnter Muster entwickelten Studierende Geschichten von alternativen Materialkreisläufen, neuen gemeinschaftlichen Nutzungskonzepten und kooperativen sowie genossenschaftlichen Governance Strukturen für das Galeria Kaufhaus Gebäude am Bohlweg in Braunschweig, die durch konstruktive Eingriffe in die Bestandsstruktur architektonisch ausformuliert wurden.

Kar(stadt)wert

Auf einer sich immer wiederholende Tonspur werden in der Cut-Up Methode Wortschnipsel eklektisch und in ihrer Häufigkeit aneinander gesetzt. In diesem Verfahren wurde in dem Seminar die Webseite des Immobiliengiganten Signa Holding nach den Werteketten seitens des Unternehmens gescannt. Die Cut-Up Methode bringt in ihrer Zufälligkeit die Sprache des Immobilienunternehmens hervor und hallte in der Durchfahrt zurück in die Stadt. In der Kulisse dieser Sprachaufzeichnung wurden 6 Loop-Videos ausgestellt, in denen die Werte, seitens der Teilnehmer/innen in einem digitalen Spaziergang und wie Grabungen, durch die Themen der Gemeinschaft, Zeit und Konsumkritik führen.

Impressum

Eine Ausstellung des Instituts für örtliche Angelegenheiten (aka Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt, TU Braunschweig) in Kooperation mit dem Institut für Tragwerksentwurf, TU Braunschweig,und dem Allgemeinen Konsumverein e.V. Dank an die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig für die technische Ausrüstung und Munte Immobilien für die Zwischennutzung des Ladens.

Eindrücke, Bilder und das Team am Tag der Ausstellungseröffnung