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(Inter)acting

Kaufhaus Futurologies

Exchanging
26. Oktober–12. Februar ’21

Galeria Kaufhof Braunschweig hat am 16.10.2020 ihre Pforten geschlossen. In den kommenden Monaten droht vielen weiteren Kaufhäusern das gleiche Schicksal. Um die Gründe für die Schließungen – ein globales, aber situiertes Phänomen – zu entschlüsseln und sich andere Modelle der Versorgung und des Zusammenlebens in den Innenstädten vorzustellen, befragen wir ein transdisziplinäres Expert/innenpanel. Einige Interviewpartner/innen beschäftigen sich beruflich mit Einkaufszentren: als Arbeitsplatz, als architektonischer Typus, als Ort der Träume und Hoffnungen, als Tempel des Konsumverhaltens und Knotenpunkt kapitalistischer Warenökonomie, aber auch als ein (Versorgungs-)Gut, das politisch anerkannt und unterstützt werden muss. Andere denken, entwerfen und erleben alternative Zukunftsperspektiven für Städte, neue Modelle der Zusammenarbeit, die Neuerfindung von Gebäuden, Wirtschaftsmodellen, Gemeinschaften, die integrativer, solidarischer und ökologisch nachhaltiger sein könnten. Diese nicht erschöpfende Sammlung von Gesprächen zielt darauf ab, kritische Spekulationen über mögliche Zukünfte für dieses Kaufhaus und andere Kaufhäuser anzuregen, beginnend mit ihrer Vergangenheit.

Vera Simone Bader

Vera Simone Bader ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Architekturmuseum der TU München und hat 2016 die Ausstellung “World of Malls. Architekturen des Konsums” ko-kuratiert und anschließend eine Publikation über die Transformationsprozesse des Einkaufszentrums vom 20. ins 21. Jahrhundert mit Andres Lepik herausgegeben.

Ingmar Behrens

Ingmar Behrens ist Kommunikationsberater, Bevollmächtigter des Vorstands und Pressesprecher des German Council of Shopping Centers e. V. (GCSC), einem bundesweiten Verband, der die Interessen der Handelsimmobilienakteure in Deutschland vertritt.

Dr. Jens Beutmann

Jens Beutmann ist stellvertretender Direktor und Leiter der Abteilung Ausstellungen am Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz. Seit 2013 befindet sich das Museum im ehemaligen Kaufhaus Schocken, einem von Erich Mendelsohn 1927 konzipierten Warenhaus in der Chemnitzer Innenstadt. Das Museum fördert das gesellschaftliche Verständnis kultureller Vielfalt, indem es Schnittmengen zwischen archäologischem Wissen und zeitgenössischen kulturellen Praktiken sichtbar macht.

Tristan Boniver

Tristan Boniver ist Architekt und Mitglied der Designpraxis Rotor (Brüssel). Die Mitglieder von Rotor sehen ihre Auseinandersetzung mit Materialien als eine Möglichkeit, mit der Welt anders zu interagieren. Sie beschreiben diese Interaktion in Projekten, Publikationen, Lehre und Ausstellungen. 2018 erhielt Rotor den Schelling Architekturpreis.

Katja Eichinger

Katja Eichinger ist Journalistin und Autorin. Sie schreibt u. a. über Mode, Shopping und Malls, z. B. in ihrem kürzlich erschienenen Essayband "Mode und andere Neurosen" (Blumenbar Verlag Berlin, 2020), in einer Publikation, die im Anschluss an die Ausstellung "World of Malls" erschien, in der sie auch eine Fotoserie mit dem Titel “For your safety" (2016) präsentierte, oder im Interview mit Rem Koolhaas über die Renovierung des KaDeWe in Berlin für Vogue Deutschland (ebenfalls 2016).

Weiterführende Literatur:

  • Ballard, J. G. Kingdom Come. New York: 4th Estate, 2006
  • Campbell, Colin. The romantic ethic and the spirit of modern consumerism. London: Palgrave MacMillan, 1987
  • Eichinger, Katja. Mode und andere Neurosen. Berlin: Blumenbar, 2020
  • Scorsese, Martin. The Age of Innocence, 1993

Jana Gebauer

Jana Gebauer ist Wirtschaftswissenschaftlerin und Aktivistin. Sie beschäftigt sich mit Fragen der sozialen, ökologischen, solidarischen und emanzipatorischen Transformation. Ihre Arbeitsfelder sind Degrowth / Post Growth, alternative ökonomische Ansätze, Transformationen und Utopien.

In ihrem Interview bezieht sich Jana auf die spekulative Zeitungsbeilage "Morgen Zeitung", die am 22. November 2019 in der taz erschienen war.

Olivia Golde

Olivia Golde ist Schriftstellerin. Sie ist die Autorin von Karstadt Waren Wir. Chronik einer angekündigten Leerstelle (Leipzig: Trottoir Noir, 2020). In den letzten Wochen seines Bestehens, besuchte Olivia häufig das Warenhaus Karstadt in Leipzig und schrieb ein Buch über das Haus, das eine Ode an die Frauen ist, die dort arbeiteten.

Lesung aus KARSTADT WAREN WIR: chronik einer angekündigten Leerstelle.


Andrea Hofmann und Frauke Gerstenberg

Andrea Hofmann und Frauke Gerstenberg sind Architektinnen (raumlaborberlin) und Mitbegründerinnen der Initiative Haus der Statistik – ein Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen institutionellen und zivilgesellschaftlichen Partner/innen, um eine Alternative zur Immobilienspekulation in einem leerstehenden Gebäudekomplex der ehemaligen DDR im Zentrum Berlins zu schaffen.

Dr. Saskia Hebert

Saskia Hebert ist Architektin und Mitbegründerin mit Matthias Lohmann des Büros Subsolar* Architektur und Stadtforschung in Berlin. Von 2015 bis 2020 leitete sie den Master-Studiengang Transformation Design an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. In Lehre, Forschung und Praxis beschäftigt sie sich mit der Frage, ob und wie sich Zukunft gestalten lässt.

Weiterführende Literatur:

  • Bloch, Ernst. Experimentum Mundi. Frage, Kategorien des Herausbringens, Praxis. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1985
  • Ostrom, Elinor. Governing the Commons. The evolution of institutions for collective action. Cambridge: Cambridge University Press, 1990
  • Kosow, Hannah und Robert Gaßner. Methoden der Zukunfts- und Szenarioanalyse. Überblick, Bewertung und Auswahlkriterien, Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. Berlin: Werkstattbericht Nr. 103, Berlin, September 2008

Dagmar Pelger

Dagmar Pelger ist Architektin und derzeit Gastdozentin für Städtebau an der Universität der Künste in Berlin. Seit 2017 ist sie Teil der Planungskooperative coop.disco Berlin. Dagmar lehrt und forscht zu Spatial Commons, kritischer Kartografie und Entwurfsmethoden vergemeinschaftender Raumproduktion von Nachbarschaft bis Landschaft.

Das Kaufhaus bildet im urbanen Raum eine dritte Kondition aus, jenseits des öffentlichen Raums der Strasse und jenseits des privaten Raums der Wohnung. Im Gegensatz zum weniger zugänglichen "marktwirtschaftlichen" Raum reproduktiver Lohnarbeit im Bürohaus, zeichnet sich das Kaufhaus durch seinen Durchgangscharakter aus: es ahmt den öffentlichen Raum der Strasse nach und bildet dabei zugleich Schutzräume aus. Was bedeutet es, wenn diese Orte enthäuslichter Hausarbeit verschwinden, in automatisierte und sozial entleerte Logistikzentren verlagert werden und die sozialen Handlungen des Kaufens und Verkaufens auf Touchscreens vollzogen und als Datensammlung erneut kommodifiziert werden? Was bleibt vom Warenhaus als Ort der Hauswirtschaft, der öffentlichen Zurschaustellung, der reproduktiven Lohn- und Leiharbeit?

Konzeption

Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt (GTAS)

Interviews

Licia Soldavini und Martin Peschken 

Film und Schnitt

Albert Papenhausen Fuster